Best Practise:

Wie die Staatliche Regelschule Küllstedt Clama einsetzt

von: Simon Huck | Lesezeit: 10 Minuten

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Wie die Staatliche Regelschule Küllstedt Clama einsetzt

von: Simon Huck | Lesezeit: 10 Minuten

Überblick

Im folgenden Interview sprechen wir mit der Schulleitung einer Regelschule in Küllstedt, die Clama eingeführt hat, um zu erfahren, wie es zu dieser Entscheidung kam, welche Herausforderungen es zu bewältigen galt und welche positiven Auswirkungen Clama bereits gezeigt hat.

Wie ist Clama an eure Schule gekommen?

Wir als Schulleitung haben am Schulleitungskongress in Düsseldorf teilgenommen und dort Clama kennengelernt. Das hat uns direkt angesprochen, weil wir zu dieser Zeit mit vielen Herausforderungen an unserer Schule konfrontiert waren. Wir hatten oft kaum eine sinnvolle Möglichkeit, auf Vorfälle zu reagieren – angefangen von der unübersichtlichen Zettelwirtschaft bis hin zu fehlenden Informationen. Da kam Clama wie gerufen.

Was war damals die größte Herausforderung?

Vor allem im Herbst und Winter, wenn sich das Schulleben ins Gebäude verlagert, gibt es immer wieder Reibereien und Vorfälle. Ein Lehrer beobachtet etwas, nimmt es zur Kenntnis, teilt es aber nicht dem Klassenlehrer mit, der am Ende von nichts weiß. Dann will man vielleicht ein Elterngespräch führen, aber es fehlt die entsprechende Dokumentation. Besonders im Herbst und Winter, wenn Pausen drinnen stattfinden und der Raum enger wird, häufen sich solche Fälle.

Auch im Kollegium war der Tenor, dass bestimmte Schüler endlich eine Ordnungsmaßnahme erhalten sollten. Doch die Frage war, wie wir das begründen – warum bekommt der eine eine Maßnahme und der andere nicht? Mit einer lückenlosen Dokumentation lässt sich das besser nachvollziehen und rechtfertigen.

War der Austausch untereinander ebenfalls eine Herausforderung?

Ja, definitiv. Wir sind auf die Busse angewiesen, und unsere Pausen sind sehr kurz, damit die Kinder am Ende des Schultages ihre Busse erreichen. Zwischen den Stunden haben wir nur fünf Minuten Pause und zwei größere Pausen. Da ist es schwierig, den Klassenlehrer zu erreichen, oder man möchte ihn auch nicht ständig stören. Die Kollegen sollen ja auch ihre Pausen haben.

Wie verlief der Einführungsprozess?

Wir haben Clama zunächst vorgestellt und dann entschieden, ob wir es ausprobieren wollen. Mit dem Testzugang konnten wir die Klassen anlegen und haben es mit einigen Kollegen getestet. In der Dienstberatung haben wir dann beschlossen, Clama für alle Klassen einzuführen.

Gab es weitere Behörden, die sich Clama vor der Einführung angeschaut haben?

Ja, bei uns war das das Jugendamt. Sie überlegen, Clama zu finanzieren und haben uns als Pilotschule ausgewählt. Sie erwarten von uns Feedback, wie das System umgesetzt wurde und ob es erfolgreich war, um dann zu entscheiden, ob Clama auch für andere Schulen zur Verfügung gestellt wird.

Warum ist ein Programm wie Clama aus Sicht des Jugendamtes interessant?

Das Jugendamt hat einen Präventionskatalog und Clama ermöglicht es uns, Maßnahmen passgenau auf unsere schulische Situation auszuwählen. Dadurch können wir basierend auf den Erhebungen in Clama unsere Präventionsangebote planen. Das Jugendamt hat dann verschiedene Angebote, aus denen wir auswählen können. Dadurch können Personal und Budget für präventive Arbeit effizienter eingesetzt werden.

Abb. 1: Automatische Auswertungen in Clama ermöglichen datenbasierte Präventionsarbeit.

Was habt ihr euch konkret von der Einführung von Clama erhofft?

Zum einen eine lückenlose Dokumentation von Vorfällen, die passieren. Zum anderen eine Erleichterung der Arbeit für den Klassenlehrer und eine Grundlage für Gespräche mit den Eltern.

Eine große Herausforderung bei der Gewaltprävention ist, dass viele Fälle unentdeckt bleiben oder zu spät erkannt werden. Gab es Vorfälle, bei denen dieses Problem deutlich wurde?

Ja, tatsächlich hatten wir kürzlich einen Vorfall, bei dem ein Mädchen wegen ihrer ausgeprägten Vorliebe für Pferde wiederholt gehänselt wurde. Obwohl sie sich hin und wieder äußerte, dass sie damit Probleme hatte, wurde das von unseren Kollegen meist als harmlose Neckerei abgetan und nicht ernst genommen. In der letzten Woche hörte eine Pausenaufsicht im Clubraum einen entsprechenden Kommentar, beließ es jedoch bei einer kurzen Ermahnung und meldete den Vorfall nicht weiter. Diese ständigen Hänseleien führten schließlich dazu, dass das Mädchen im Sportunterricht einen psychischen Zusammenbruch erlitt. In den darauf folgenden Gesprächen mit dem Mädchen und während einer pädagogischen Konferenz stellte sich heraus, dass einzelne Kollegen immer wieder solche Vorfälle mitbekommen hatten. Alle waren überrascht, wie lange und wie oft dies auch in anderen Unterrichtsstunden passiert war, ohne dass es weitergegeben oder dokumentiert wurde. Dadurch wurde die Klassenleitung nie vollständig informiert. Hätten wir früher systematisch dokumentiert, wäre die Situation möglicherweise schon früher erkannt worden. Im Schulalltag ist es oft schwer, ernsthafte Vorfälle von harmlosen Neckereien zu unterscheiden. Gerade Pausenaufsichten, die die emotionale Lage des betroffenen Kindes nicht genau einschätzen können, sollten daher auch verbale Übergriffe melden. Deswegen haben wir letzteres nun als Dienstanweisung formuliert. Mit Clama können solche Vorfälle mit nur wenigen Klicks schnell und effizient weitergeleitet werden.

Wie schafft ihr es als Schulleitung, dass alle bei der Nutzung mitmachen?

Ich glaube, das muss individuell passieren. Die Kollegen, die hinter dem System stehen, machen darauf aufmerksam oder fordern die anderen auf, Vorfälle einzutragen. Wenn jemand zu mir kommt und Unterstützung erwartet, frage ich zuerst, ob der Vorfall eingetragen ist. Das übt einen sanften Druck aus, sorgt aber auch dafür, dass wir einheitlich dokumentieren.

Gibt es Kollegen, die technisch damit nicht zurechtkommen?

Ich denke, mittlerweile kann jeder bei uns das System bedienen. Wir hatten ein Onboarding, und die Kollegen konnten sich das System ansehen. In der Vorbereitungswoche haben wir noch einmal eine Schulung zu Clama gemacht, in der wir Neuerungen vorgestellt und Fragen beantwortet haben. Wir haben eine feste Ansprechperson für Clama im Kollegium.

Wofür nutzt ihr Clama außerdem?

Clama ist besonders hilfreich für Lernentwicklungsgespräche. Man kann Ziele eintragen und das positive Verhalten von Schülern dokumentieren, was besonders wichtig ist, um auch bei schwierigen Schülern positive Aspekte hervorzuheben. Das gibt den Eltern ein umfassenderes Bild und stärkt die Schüler, wenn ihr positives Verhalten bemerkt wird.

Welche Funktionen sind im Kollegium am beliebtesten?

Die schnelle Dokumentation von Regelverstößen. Zum Beispiel, wenn ein Schüler in der Pause wegläuft, kann man das schnell eintragen. Das ist effizienter als Zettelwirtschaft und sorgt dafür, dass nichts verloren geht.

Wie ist Clama in euer Präventionskonzept eingebunden?

Unser Präventionskonzept basiert auf dem Präventionsradar, welches wir 2021 eingeführt haben. Bei dem Präventionsradar geht es insbesondere um Risikofaktoren. Ein zentrales Ergebnis war, dass Schüler:innen angaben, im Verhältnis zu gleichaltrigen Vergleichsgruppen relativ häufig von Mobbing und Schikanen betroffen zu sein. An den Ergebnissen des Präventionsradars konnten wir also ablesen, welche präventiven Maßnahmen erforderlich sind. Dabei hilft uns unser Präventionskatalog vom Jugendamt unseres Landkreises, wo verschiedene Angebote uns als Schule zur Verfügung stehen. Zum einen veranstalten wir Präventionstrainings in den Mittelstufen zum Thema Gewalt und Mobbing mit GEGEMO. Wir wollen damit nicht nur aufklären, sondern auch einen Gesprächsanlass bieten und unsere Schüler:innen über die rechtlichen Konsequenzen aufklären. Zum anderen haben wir eine Schüler:innen-Mentoring-AG, bei der ältere Schüler:innen Jüngeren als Ansprechpartner bei Sorgen und Problemen zur Seite stehen. Diese AG ist an unser multiprofessionelles Team angebunden und soll eine Brücke bauen. Wichtig ist uns, dass unsere Schüler:innen möglichst niedrigschwellig Hilfe anfordern können. Damit wollen wir ebenfalls das Dunkelfeld weiter ins Hellfeld bringen. Denn das Präventionsradar brachte uns genau dieses überraschende Ergebnis, dass das Dunkelfeld recht groß sein muss. Und mit dem Baustein Clama bieten wir nicht nur Angebote für Schüler:innen, sondern auch ein Unterstützungstool für Lehrkräfte. Clama soll uns dabei helfen, dass wir ab jetzt genau wissen wann, wo, was mit wem vorfällt, um die Ergebnisse besser nachvollziehen zu können. Unsere Handlungskette ist mit Clama deutlich Clama und effizienter geworden.

Welche spezifischen Herausforderungen konntet ihr durch Clama schon im ersten Schritt lösen?

Vor allem die lückenlose Dokumentation. Wenn wir eine Ordnungsmaßnahme ergreifen müssen, können wir direkt nachschauen, welche Vorfälle es gab und welche relevant sind. Das spart uns enorm viel Zeit.

Abb. 2: Clama erstellt automatisch Berichte für z.B. Konferenzen und Elterngespräche.

Was sind eure nächsten Schritte im Kollegium, und was wünscht ihr euch für die Zukunft?

Wir wünschen uns, dass das Kollegium breiter aufgestellt ist, was das Eintragen von Vorfällen und positivem Verhalten betrifft. Für junge Kollegen ist es hilfreich, in das System zu schauen, um eine Idee zu bekommen, wie man mit bestimmten Situationen umgeht.

Abb. 3: Vorfallsspezifische Handlungsempfehlungen

Im Interview: Frau Crivellaro und Frau Gemein (Schulleitungsteam)

Frau Crivellaro und Frau Gemein leiten die Staatliche Regelschule Küllstedt mit insgesamt 20 Kolleg:innen.

Clama kennenlernen!

 

Wenn Sie eine Startchancen-Schule sind, können Sie Clama problemlos darüber finanzieren.

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